Das „Innere Kind“ ist die Versinnbildlichung der Kindheit und aller daraus abgespeicherten Erfahrungen und Gefühle. In der Psychologie wird so der Teil des Unterbewusstseins bezeichnet, der das Kind darstellt, das jeder einmal war und das sich in sozialen Interaktionen als eine Art „andere Persönlichkeit“ manifestiert.

Es ist also in jedem von uns und stets bei uns. Wie jedes Kind sehnte und sehnt sich dieses Kind nach dem, was uns allen die Grundlage für ein zufriedenes, glückliches und erfülltes Leben gibt, was unser Herz und unsere Seele nährt: anerkannt, akzeptiert und geliebt zu werden.

Bedingungslos. So wie es ist.

Und damit ein Kind diese tiefe innere Überzeugung erlangen kann, braucht es v.a. in den ersten Lebensjahren Nahrung, Nähe, Halt, Sicherheit, Schutz, Trost. Hier erlebte Mängel führen zu Verletzungen, die im Inneren Kind gespeichert werden und die späteren erwachsenen Verhaltensweisen unbewusst maßgeblich beeinflussen. Das müssen nicht nur traumatische Missbrauchserfahrungen sein, auch kleine Prägungen können tiefe Folgen haben.

Der Zustand unseres Inneren Kindes hat Auswirkungen auf unsere Beziehungen, beruflichen Erfolg, Gesundheit, Zufriedenheit, Glücks- & Wohlbefinden. Liegen hier Schmerz, Trauer, Wut und Angst, haben wir gelernt, diese Gefühle zu vermeiden und uns davor zu schützen. Damit ignorieren wir das Innere Kind. Und dennoch ist es da und mit diesem ungelösten “Gepäck” geraten wir dann in ungesunde oder destruktive Verhaltensmuster, Gefühls- und Beziehungsschwierigkeiten oder werden gar körperlich und psychisch krank.

Man geht sogar davon aus, dass der Mangel an bewusster Verbundenheit mit dem Inneren Kind eine der Hauptursachen für die Probleme in der Gesellschaft sind.

Anzeichen für ein verletztes Inneres Kind

Was ist das "Innere Kind"?
  • Gefühle von Halt- und Hilflosigkeit, Einsamkeit
  • Drang nach Perfektionismus, starres Denken
  • sich wiederholende ungesunde Beziehungsmuster, z.B. Abhängigkeit, Klammern, Überanpassung, Abwertung der eigenen Bedürfnisse, Konfliktvermeidung, Überfürsorglichkeit
  • Streben nach Kontrolle und Macht, Streitlust
  • Ablenkung durch Sucht und Konsum
  • Rationalisieren & Intellektualisieren (nicht fühlen)
  • Gefühl „mit mir stimmt etwas nicht“ oder „ich bin nicht gut genug
Über die Arbeit mit dem "inneren Kind"

Wie wir mit dem Inneren Kind arbeiten können

In Kontakt mit dem Inneren Kind zu gehen und sich mit ihm zu verbinden, ist der erste und wichtigste Schritt hin zu einer liebevollen Beziehung mit sich selbst. Es ermöglicht uns, die eigenen Gedanken, Gefühle und Handeln zu verstehen und auch das unserer Mitmenschen. Wir können lernen, gesund mit den eigenen Bedürfnissen und Gefühlen umzugehen und mit anderen Menschen erfüllte, authentische und lebendige Beziehungen zu leben. Alte emotionale Verletzungen können so bearbeitet und damit mehr Balance, Stabilität, Sicherheit und Lebensfreude integriert werden, für eine aktive und eigenverantwortliche Lebensgestaltung.

Erste Schritte für die Selbstreflektion

Mach Dir bewusst, was Du immer wieder aufs Neue erlebst und reflektiere, welches ungestillte Bedürfnis/welcher Mangel evtl. dahintersteckt.

Suche nach Dingen, die als Kind große Bedeutung für Dich hatten. Welche Rolle spielen sie heute in Deinem Leben?

Erinnere ein schönes, berührendes Erlebnis aus Deiner Kindheit und notiere die Gefühle, die diese Erinnerung in Dir auslöst.

Diese ersten Schritte helfen, Deine inneren Kindanteile mehr ins Bewusstsein zu holen und für Dich selbst zu unterstreichen, dass Du die Existenz dieses Teils in Dir wirklich akzeptierst.

Um aus dem bewussten Kontakt mit dem Kind Dir eine Verbindung mit Heilungspotenzial zu schaffen kannst Du Dich auf verschiedene Weise mit Deinem Inneren Kind beschäftigen.

Hier ein paar Beispiele.

Über die Arbeit mit dem "inneren Kind"
  • Betrachte Kinderbilder von Dir und tue Dinge, die Du als Kind geliebt hast.
  • Beschäftige Dich mit Deinem Lebensskript.
  • Mache eine Innere Reise durch Meditation oder Visualisierung, am besten angeleitet.
  • Schenke Deinem inneren Kind Aufmerksamkeit und vermittle ihm, dass Du für es sorgst, es liebst und beschützt.
  • Du kannst mit ihm sprechen oder ihm schreiben.
  • Finde heraus, wie Du ihm HEUTE geben kannst, was es seit damals schmerzlich vermisst.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass sich das manchmal anfangs merkwürdig anfühlen mag. Doch ich habe wiederholt auch an mir selbst erlebt, welche mächtige Wirkung das sich bewusste Zuwenden und „Versorgen“ hat, egal ob durch Visualisieren oder durch Wort und Schrift. Doch dies ist wirklich erst dann möglich, wenn Du die Realität dieses Teils in Dir anerkennst.

Und je nachdem, welche Geschichte dahinterliegt, kann es auch sein, dass Du in dieser Arbeit nicht alle Schritte alleine schaffst. Daher liegt mir der folgende Punkt sehr am Herzen.

Schütze Dich und Dein Inneres Kind

Die Impulse und Vorschläge hier sind informativer Art und ersetzen keine Therapie bei sexuellem oder schwerem emotionalen Missbrauch bzw. psychischer Erkrankung.

Selbst ohne diese schweren Erfahrungen können in der Geschichte Entwicklungs- oder Bindungstraumata entstehen, manchmal sogar ohne dass wir genau wissen, warum.

Wenn starke und überwältigende Emotionen auftauchen bei der Selbstentdeckung des inneren Kindes, dann stoppe bitte sofort und suche Dir professionelle Hilfe (BeraterIn, TherapeutIn). Versuche nicht, es unbedingt alleine schaffen zu wollen. Es ist okay, sich Unterstützung zu holen.

Und: es braucht alles seine Zeit.

Sei liebevoll mit Dir.

Über die Arbeit mit dem "inneren Kind"

Empfohlene Beiträge